Der schnellste Weg zum Erfolg - Teil 7

Bevor ich auf die Pots Odds und ihren Effekt auf unsere Entscheidungen am Tisch zurückkomme, möchte ich Sie vor einem großen Fehler warnen, den die meisten Spieler mit weniger Erfahrungen und Können machen. Beim Bewerten jeder Pokerentscheidung müssen wir in Bezug auf das Ableiten und Anpassen unserer Strategien immer auf lange Sicht denken.

Wenn wir zum Beispiel den Pot im Spiel gegen einen Spieler, der die Hälfte der Zeit foldet holen wollen und wir bluffen, dann bekommen wir den Pot die eine Hälfte der Zeit und die andere bekommen wir ihn nicht. Bei einer normalen Wahrscheinlichkeitsverteilung, gibt es Situationen, in denen wir auf die Weise mehrmals hintereinander verlieren werden. Einige Spieler werden dann vielleicht angesichts dieser kurzfristigen Ergebnisse die Richtigkeit dieser Taktik in Frage stellen. Dies zu tun ist immer ein großer Fehler.

Micro Stakes Poker - Teil 7

Was wir stattdessen tun müssen ist, uns zuerst selbst zu fragen, ob unsere Charakterisierung des Gegners Spiels richtig ist. Wenn wir ihn beispielsweise einmalig zu einem bestimmten Zeitpunkt folden sehen, und dies ist die erste Hand, in der wir ihn in einer solchen Situation sehen, werden wir den Gegner eventuell als tight einstufen. Wenn er jedoch danach drei Mal hintereinander zu diesem Zeitpunkt callt, dann ist unser erster Gedanke offensichtlich widerlegt. Wir müssen also darauf schauen, was wir über den Spieler allgemein wissen. Damit werden wir weiterarbeiten und nicht unbedingt damit, wir er die letzte Hand oder die letzten Hände gespielt hat.

Doch ich sage „nicht unbedingt", da wir auf der Suche nach der Anpassung an den Spieler sind. Dies aber wird sehr wahrscheinlich die Reaktion auf unser eigenes Spieler gegen ihn oder sie sein. Angenommen er scheint tight zu sein, aber er callt uns auch viel. Vielleicht beginnt er dann herauszufinden, dass wir ihm zu viele Hände verderben wollen und es war richtig, dass er looser geworden ist.

Sie sehen hier viel mehr bessere Spieler als in den Micro Stakes, doch sie müssen immer noch vorsichtig sein. Doch passen Sie sich nicht erneut an. Dies sollten Sie erst tun, wenn Sie sich sicher sind, dass es eine echte Anpassung an den Gegner ist und Sie ihm nicht bessere Karten verschaffen als gewöhnlich, sodass der Grund dafür, dass er weniger foldet und nicht versucht uns zu verstehen, die bessere Hand ist, die er hat.

Das macht alles Sinn, doch der Feind hier ist das Reuegefühl, dass herauskommt, wenn Sie bluffen wollen und es nicht funktioniert. Viele neue Spieler überschätze die Anzahl Male, die ein Bluff gewinnbringend funktionieren muss. Zudem haben sie vielleicht immer dann ein Reuegefühl, wenn man es nicht haben sollte. Dies ist ein weiterer Aspekt des Spiels, den man mit einer langen Sichtweise und nicht mit einer kurzen betrachten muss.

In diesem Fall müssen wir also sowohl auf das schauen was auf lange Sicht passieren soll, als auch dann auf die Pot Odds zu schauen, um zu sehen, ob der Zug profitabel genug ist, so wie wir es in den Beispielen der vorherigen Lektion getan haben. Wir gehen also hierzu zurück und nehmen ein Beispiel, bei dem wir sowohl auf das Wertkapital, als auch auf das Foldkapital schauen müssen, um zu erkennen, ob wir einsetzen sollten oder nicht.

Ich werde das Beispiel insofern verändern, dass der Spieler nun looser ist und nur ein Viertel der Zeit foldet. Außerdem wird der Spieler eine Calling Station und callt bei allen drei Straßen. So halten wir das Beispiel einfach. Wenn der Gegner ein loose aggressiver Spieler wäre, der unsere Einsätze häufig raiset, würde dies die Dinge ändern. Doch das werden wir uns später anschauen.

Wir wissen, dass wir hier etwas Foldkapital haben und wir müssen entscheiden auf welche Auswahl von Händen wir profitabel setzen können. Dis wird immer der Fall sein, wenn wir nicht genug Foldkapital an sich haben. Bei ausreichendem Foldkapital steht uns die komplette Auswahl zur Verfügung, da es in diesem Falle egal ist, was wir haben. Doch immer, wenn unser Foldkapital an sich nicht genug ist, müssen wir mit unseren Einsätzen selektiver sein, da wir nicht einfach so alles rausfeuern können.

Wir wissen also, dass wir bei 25% der Zeit den Pot holen. Wir müssen das also berücksichtigen. Sagen wir, wir setzen wieder den halben Pot und wenn wir auf weitere Straßen setzen, setzen wir auf diese Einsätze ebenfalls den halben Pot. Unser Gegner wird bei den nächsten Straßen wieder mit der gleichen Häufigkeit folden. Sie werden jedoch sehen, dass, wenn Sie dies tun, der Gegner seine Hände zumindest ein wenig verfeinern wird oder anders gesagt: er wird in den nachfolgenden Runden mit einer besseren Hand callen.

Was wir also wirklich mit dieser Übung erreichen wollen ist herauszufinden, welche Gewinnwahrscheinlichkeit wir brauchen, um auszugleichen. Dann würden wir darauf achten, Hände mit dieser oder einer höheren Gewinnwahrscheinlichkeit zu spielen. Sie werden nie Ihre genaue Gewinnwahrscheinlichkeit wissen. Doch basierend auf dem, was Sie haben, werden Sie lernen eine grobe Vorstellung davon zu bekommen. Das ist letztendlich alles, was Sie benötigen.

Wenn Sie denken, dass sie nah an der Gewinnwahrscheinlichkeit sind, ist es besser diesen Grundsatz nicht zu verfolgen oder nach Alternativen zum Fortfahren zu suchen, wie wir später besprechen werden. Was ich tun werde, um die Dinge für Sie einfach zu halten ist diese Gewinnwahrscheinlichkeit, die wir benötigen zu nehmen und dann zu übersetzen, wie oft wir einsetzen sollten. Hier ist ein gutes Maß an Sicherheit mit inbegriffen. Die Faustregel, die wir nun entwickeln wird auf alle loose aggressiven Spieler anwendbar sein.

Was wir statt eines Einsatzes mit zumindest ein paar der Hände, mit denen, die nah an der Gewinnwahrscheinlichkeit sind, machen wollen, wäre eine Runde zu checken und dann zu schauen wie der Gegner reagiert. Dies können wir zudem als Information für die weitere Planung dafür, wie wir die restliche Hand spielen wollen, nutzen. Wenn wir zum Beispiel im Flop checken und in seiner nächsten Handlung macht er nur mit einer starken Hand einen Einsatz, dann können wir unsere Gewinnchancen hierauf basierend erneut beurteilen. Ich werfe dies hier nur ein, damit Sie wissen worüber ich später rede, wenn ich sage, dass wir einer alternativen Route zu einem Einsatz handeln müssen. Die Tatsache, dass wir keinen Einsatz machen, bedeutet nicht zwingend, dass wir mit dieser Hand fertig sind.

Mit jeder Aktion müssen wir unsere Gewinnchancen neu beurteilen. Doch für den jetzigen Zeitpunkt schauen wir nur auf diese eine Entscheidung, die, ob wir wollen oder nicht, ist, im Flop mit einer gegebenen Hand einen Einsatz zu machen und zudem welche Art Hand wir hier gewinnbringend setzen können. Nun möchte ich darauf hinweisen, dass eine profitable Entscheidung nicht bedeutet, dass es nicht noch eine gewinnbringendere Entscheidung gibt. Wenn wir besser werden, sind wir im Stande verschiedene Richtungen zu vergleichen, um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, welche Richtung in einer gegebenen Situation gegen einen bestimmten Gegner besser wäre.

Wir sind also an dieser Stelle im Flop und wir wissen, dass der Gegner callt. 0.75 x 0.75 x 0.75 ergibt rund 42% der Zeit. Halten Sie diese Art der Berechnung im Kopf, da es zwar in diesem Beispiel nicht entscheidend ist, aber bei komplexeren Beispielen wohl sehr wichtig ist. Wir sind jedoch hier nur an zwei Dingen interessiert: zum einen die Häufigkeit mit der er callt im Vergleich zu der Häufigkeit mit der er foldet. In diesem Fall werden wir uns entweder dazu verpflichten auf alle drei Straßen zu setzen oder aber auf keine einzige. Diese Entscheidung ist in vielen Fällen nicht ganz so einfach, aber dieses Beispiel werden wir nun so belassen.

Der erste Schritt besteht darin auf unser gesamtes Foldkapital zu schauen. Wir setzen ein Viertel der Zeit im Flop 2. Im Turn beinhaltet der Pot 4, doch wir setzen hier nicht 4, wenn der Gegner foldet. Wir werden nur 3 setzen und wir können nur die erste Potgröße mit seinen Beiträgen addieren, unsere zählen nicht dazu. Es ist also 3 im Turn und 5 im River. Das ergibt insgesamt 10. Bei der halben Potgröße gegen einen einzelnen Gegner gilt die Faustregel 5 Mal die gesamte erste Potgröße. Dies ergibt demnach ein Foldkapital von 10 x 0.25 oder 2,50$.

Wenn wir runter gecallt werden und verlieren werden unsere Beiträge 1$, 2$ und 4$ sein. Zusammen addiert ergeben diese 7$. Hier gilt die Regel 3,5 Mal die ursprüngliche Potgröße. Wir haben also 2,50$ im Foldkapital. Demnach brauchen wir ein Wertkapital von mindestens 4,50$ um auszugleichen. Doch wenn wir gewinnen, gewinnen wir 2$, die im Pot sind, plus die 7$, die er dazu beitragen wird. Dies ergibt insgesamt 9$. Das zahlt demnach alles aus, wenn wir eine Gewinnchance von mindestens 1 zu 3 haben. Wir sollten setzen.

Darüber hinaus wollen wir einen Gewinn zeigen. Um auf Nummer sicher zu gehen, schränken wir uns auf einen Gewinn im Verhältnis 1 zu 2 ein, was mit einem guten Gewinn endet. Um unseren Gegner dazu zu bekommen seine Hand zu verfeinern, lassen wir die grenzwertigeren Hände weg. Wir schaffen dies, indem wir schauen, ob er im späteren Verlauf gewillt ist einen Einsatz machen oder nicht. Dies ist eine gute Faustregel im Spiel gegen loose passive Spieler. Das heißt also mit der oberen Hälfte Ihrer Auswahl, oder mit der Hälfte der Zeit, gegen diese Spieler zu setzen.

Ich weiß, dass Sie nicht jedes Mal die Berechnungen machen wollen und ich habe Ihnen gesagt, dass ich es einfach halten werde. Es geht nicht einfacher als so. Doch ich möchte Ihnen gerne eine Vorstellung davon geben, wie Sie dies herausfinden können, denn dann können Sie, wenn Sie im Poker besser werden, anfangen diese Berechnungen alleine aufzustellen.

Nun wissen wir, dass wir gegen tighte Spieler, egal ob aggressive oder passive, so oft setzen können, wie wir wollen. Außerdem können wir gegen loose passive Spieler oder Calling Stations die Hälfte der Zeit setzen und dabei profitabel spielen. Übrigens müssen wir nicht zu 75% callen, damit dies funktioniert. Wir können auch weniger callen. Darum machen wir hier nicht 2 von 3 Mal einen Einsatz und wir müssen nur ein Drittel der Zeit gewinnen. So wie ich dies aufgestellt habe funktioniert es gegen alle loose passive Spieler.

Nun haben wir also den dritten der vier großen Spielertypen abgedeckt. Außerdem haben eine Menge Basiswissen vermittelt, da wir gelernt haben, was unser gesamtes Foldkapital ist. Es bleibt also noch der loose aggressive Spieler. Dieser Spieler ist der schwierigste, den es zu bluffen gilt. Als allgemeine Regel gilt, dass wir gegen diesen Spieler so wenig wie möglich setzen, da er uns durch häufiges raisen zahlen lassen wird. Dies wird also das Thema unserer nächsten Lektion sein. Zudem werden wir über alternative Richtungen reden, die wir gegen diesen großen Spielertypen einschlagen wollen.